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Die Radfahrer Kolumne – Ding, Ding…

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Artikel von Paul Nettersheim GmbH – We+Bike Magazin
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Was ist Ihrer Meinung nach das wichtigste Utensil am Fahrrad? Meins – Sie ahnen es – ist die Klingel. Klar, ohne eine Kette komme ich keinen Meter weit, aber lassen wir das.

Als Fahrradtester komme ich hin und wieder in den Genuss, mich auf ein brandneues Bike zu setzen. Bevor es zur Probefahrt losgeht, versuche ich es mir so perfekt wie möglich einzustellen – so wie neulich mit einem Gravelbike: Sattel passt, Lenkerhöhe passt, Handling passt – also rein in den Radweg und erst einmal Gas geben. Nach 50 Metern merke ich: Oh, hier passt was gar nicht – wo ist die Klingel? Den ersten Radfahrer konnte ich noch gekonnt überholen, da dieser schön weit rechts fuhr, beim nächsten Pärchen auf dem Rad musste ich bereits ein lautes „Hallo“ von mir geben und bei den nahenden Fußgängern war dann ein freundliches „Entschuldigung bitte“ angebracht. Als ich im Schritttempo an einer Familie vorbeifuhr, die ihre ersten Fahrversuche mit den Kindern durchführte, war schließlich ein lächelndes „Achtung“ dran.

Dass eine Klingel notwendig ist und ans Fahrrad gehört, hat vor mir bereits ein Brite namens John Richard Dedicoat erkannt und um das Jahr 1877 das kleine Warninstrument erfunden. Vielen Dank an dieser Stelle – aber warum, bitte schön, ist das Ding nicht längst serienmäßig an jedem Rad verbaut? Klar, über den Klang der Klingel lässt sich vorzüglich streiten und jeder hat andere akustische Vorlieben. Dafür gibt’s aber eine Auswahl zig verschiedener Glocken, die für alle etwas Passendes bereit halten sollte. Eine kleine Ergänzung an dieser Stelle: an StVO-konformen (E-)Bikes ist die Klingel bereits montiert – vorbildlich. Denn so ein Signalgeber ist ja nicht nur für den Klingelnden eine tolle Sache, sondern auch für jene, die überholt werden.

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Die richtige Klingeltechnik

Hier sei auch die richtige Klingeltechnik erwähnt: Einmal in größerer Entfernung anklingeln, dann noch einmal „ding, ding“ kurz vor dem Überholmanöver – so gibt es keine Irritationen. Für alle ist klar: Da kommt ein Radfahrer, der an mir vorbei will – ganz unemotional, und es funktioniert übrigens auch im Wald mit dem Mountainbike. Denn das Gerufe wird doch meist falsch verstanden. Viele Fußgänger drehen sich dann nur um, um zu schauen, wer da „Hallo“ ruft, und man selbst kommt fast zum Stillstand. Ein nettes, aber lautes Rufen aus einiger Entfernung wird oft als Provokation verstanden: „Hallo, hier komme ich, weg da!“ Wer hier über eine wohltönende Klingel verfügt, der „dingt“ sich quasi den Weg frei und kommt dazu sicher voran. Ich für meinen Teil bin schließlich zurück in meinen Radkeller gerollt, habe eine Klingel montiert und meine Testfahrt noch einmal von vorne begonnen – schließlich soll man ja unter normalen Umständen Fahreindrücke sammeln.